Johanniskraut ist in den Köpfen der meisten Heilpflanzenliebhaber ausschließlich als natürliches Mittel gegen Depressionen verankert, in deinem auch? Heute erfährst du, was die bekannten sonnengelben Blüten an positiven Eigenschaften für deine Haut zu bieten haben.
Johanniskraut – eine Heilpflanze mit langer Tradition
Auch Heilpflanzen unterliegen häufig Trends. Das Johanniskraut zählt dagegen zu den sogenannten Evergreens (sorry, für dieses Wortspiel^^). Der in den Blüten enthaltene rote Farbstoff und die damit verbundene Assoziation mit Blut sorgte schon vor langer Zeit für viele Mythen rund um das Johanniskraut. Die Germanen sahen darin das Blut Baldurs, des beliebten und sonnigen Gotts. Im Christentum wurde die Pflanze mit dem Blut Johannes des Täufers verbunden. Im Mittelalter stand das „Sanct Johannskraut“ unter anderem Dank Paracelsus als Heilpflanze hoch im Kurs. Dabei wurde schon damals sowohl die Anwendung als Antidepressivum als auch die heilende Wirkung auf die Haut geschätzt.
Momentan kannst du dich an den fünfblättrigen Blüten in voller Pracht erfreuen. Die Erntezeit ist in den Monaten Juli und August und das Sammeln lohnt sich. Am besten pflückst du nur die voll erblühten Blüten mit den obersten frischen Blättern. Die restliche Pflanze sollte dabei unversehrt und die Wurzel auf jeden Fall im Boden bleiben.

Johanniskrautblüten sind eine wahre Augenweide.
Woran erkennst du dein gesuchtes Johanniskraut?
Es gibt viele verschiedene Johanniskraut-Arten. Das von uns gesuchte getüpfelte Johanniskraut gilt als einziges als Heilpflanze. Du kannst es an den wie durchlöchert aussehenden Blättern erkennen, die aufgrund der enthaltenden ätherischen Öle und Harze ihre Optik erhalten. Das siehst du besonders gut, wenn du die Blätter gegen das Licht hältst. Außerdem spezifisch sind die zweikantigen Stängel, an denen jeweils gegenüberliegend die elliptischen Blätter sitzen. Die Kanten der Stängel kannst du besser erfühlen als mit dem bloßen Auge wahrnehmen.
Eindrucksvollstes Merkmal ist aber der rote Farbstoff, der deine Finger verfärbt, wenn du die gelben Blüten dazwischen verreibst. Dieser rote Farbstoff heißt Hypericin und ist in den Blüten zwischen 0,1 und 0,3% enthalten. Er ist dafür verantwortlich, dass ein Ölauszug mit den Blüten auch „Rotöl“ heißt und auch teilweise unter diesem Namen vertrieben wird.
Herstellung deines eigenen Rotöls
Die frisch gesammelten Johanniskrautblüten kannst du sowohl mit Alkohol zu einem Frischpflanzenauszug oder, ganz klassisch, mit Olivenöl zu einem Ölmazerat verarbeiten. Da sich dieses Öl besonders gut als Salbengrundlage oder Wirkstofföl in einer Creme eignet und mir schon diverse DIY Naturkosmetik-Rezepte damit vorschweben, zeige ich dir nachfolgende, wie du dein eigenes Rotöl herstellen kannst.
Dieses kannst du natürlich auch ohne weitere Verarbeitung verwenden. Anwendungsbeispiele folgend im nächsten Absatz:

So sehen die Johanniskrautblüten ohne Stängel vor der Weiterverarbeitung aus.
Eigenschaften und Anwendungsbereiche des Johanniskrauts bei äußerer Anwendung
- externen Behandlung von Traumen, Myalgien und Verletzungen eingesetzt werden
- wirkt durchblutungsfördernd
- entzündungshemmend
- Antibakterielle und antivirale Wirkung durch das enthaltende Hyperforin (Hyperforin ist sogar gegen multiresistente Staphlyokokken wirksam.)
- Gerbstoffe (v.a. Catechin-Gerbstoffe) wirken zusammenziehend (adstringierend)
- Schmerzlinderung bei scharfen und stumpfen Verletzungen und Hämatomen sowie bei Herpes zoster.
Schritt für Schritt zu deinem eigenen Johannikrautmazerat
Das Rotöl eignet sich besonders für entzündliche oder unreine Haut. Es kommt oft zur Anwendung bei Neurodermitis, bei Wundbehandlungen und Verbrennungen 1. Grades. Das Spektrum ist also groß und die Herstellung einfach.
Die folgenden fünf einfachen Schritte führen dich gemeinsam mit ein wenig Geduld zu deinem eigenen Rotöl:
- Zunächst sammelst du an einem sonnigen, trockenen Tag so viele Blüten, dass du dein späteres Gefäß für den Ölauszug etwa zu Dreivierteln mit Blüten füllen kannst. Johanniskraut wächst bevorzugt an Wegrändern, Feldrainen und Bahndämmen.
- Zuhause lagerst du die Blüten am besten auf einem Küchenkrepp oder -handtuch zwischen, um eventuell mitgesammelten Tierchen die Möglichkeit zur Flucht zu bieten. Anschließend gibst du die Blüten in dein verschließbares Glas und zerdrückst sie entweder mit einem Löffel an der Gefäßwand oder mit einem Mörser, damit die Inhaltsstoffe der Johannisblüten besser in das Öl übergehen können.
Hier zerdrücke ich die Blüten am Glasrand, damit der gesamte Farbstoff im Glas bleibt.
- Anschließend gießt du die Blüten mit einem guten Olivenöl auf. Da du mit frischen Pflanzenteilen arbeitest, die viel Feuchtigkeit enthalten, solltest du auf jeden Fall ein oxidationsstabiles Öl verwenden. Wenn du kein Olivenöl verwenden möchtest, kommen beispielsweise auch Sonnenblumen- oder Sesamöl in Frage.
So sieht dein fertiger Johanniskraut-Olivenöl-Ansatz aus.
- Jetzt heißt es Geduld: Dein Rotöl benötigt etwa zwei bis sechs Wochen, bis es seine schöne rote Farbe angenommen hat. Ich würde dir empfehlen, deinen Ölansatz die ersten Tage ohne Deckel ziehen zu lassen. Nach dem Verschließen kannst du dein Gefäß dann regelmäßig bewegen. Es sollte einen schönen Platz an der Sonne bekommen, am besten funktioniert das meist auf der Fensterbank.
- Wenn dein Rotöl fertig ist, kannst du es durch ein Sieb abgießen, in ein dunkles Gefäß füllen und mit dem Abfülldatum versehen.
So sah meine Rotöl beim Abgießen aus.
Kontraindikationen:
Solltest du lichtempfindlich sein, ist Johanniskrautöl eher nichts für dich. Besonders nicht in der Tagespflege.
Wechselwirkungen mit Medikamenten beziehen sich auf die innere Anwendung von Johanniskrautextrakt. Die Dosierung bei äußerer Anwendung ist viel geringer. Bei dauerhafter Anwendung oder wenn du unsicher bist, kläre eventuelle Wechselwirkungen auf jeden Fall mit deinem Arzt oder Apotheker.

Mein Ergebnis nach dem Filtern: Das Rotöl besticht durch seine herrliche Farbe.
Hast du schon mal selbst Rotöl hergestellt? Wusstest du, das Johanniskraut so tolle Eigenschaften für die Haut hat oder war es dir auch eher aus anderen Bereichen bekannt?
Sonnige Grüße
Lena
Quellen:
Bäumler, Siegfried: Heilplflanzenpraxis heute. Urban & Fischer, 2007.
Käser, Heike: Naturkosmetische Rohstoffe, 5.Auflage 2016, Freya.
http://www.docjones.de/wirkstoffe/echtes-johanniskraut/johannisoel
http://www.docjones.de/medikamente/bombastus-johannisoel
Disclaimer:
Bitte beachte:
Sämtliche von mir hier veröffentlichen Rezepte habe ich selbst ausprobiert, immer wieder verfeinert und angepasst. Trotzdem kann ich keine Verantwortung dafür übernehmen, wenn dir ein Rezept nicht gelingt oder du z.B. eine Creme nicht verträgst. Auch sind meine Hinweise auf die Wirkweisen von Pflanzen nicht als Therapie behandlungsbedürftiger Krankheiten gemeint oder sollen etwa einen Arztbesuch ersetzen. Da wir mit natürlichen, nicht kontrolliert gezüchteten Pflanzen arbeiten, sind auch verschiedene Ergebnisse der gleichen Rezepte möglich – abhängig von z.B. Sammelort und -zeit.
2 Kommentare
Einen schönen guten Morgen liebe Lena, erstmal ein herzliches Kompliment für deinen Blog/deine Seite, sie ist sehr geschmackvoll gestaltet und strahlt eine Leichtigkeit aus, die natürlich herrlich zu Naturkosmetik passt! Da ich gerade erst auf deinen Blog gestoßen bin, gibt es inhaltlich noch viel für mich bei dir zu entdecken.
Zum Johanniskrautöl hätte ich gleich mal eine Frage:
ich hab mir vor ein paar Wochen ein Johanniskrautöl im OHNE-Laden in München abgefüllt. Ich habe es bisher als Körperöl benutzt und muss sagen, ich finde den Geruch fast unerträglich. Daher habe ich etwas ätherisches Zitronengrasöl und noch etwas von einer Primaveraöl-Mischung hinzugefügt. Meiner Meinung nach nicht zu knapp aber der Eigengeruch ist nicht zu übertünchen! Was sagst du? Nase zu und durch oder hast du einen Trick? Beim jetzigen Stand der Dinge würde ich sagen, ich brauche es auf und bin nicht traurig, wenn ich es los bin, da der Geruch für mich garnicht geht.
Hallo liebe Isabelle,
Es freut mich total zu lesen, dass dir Rosemary so gut gefällt! Die Leichtigkeit, die du ansprichst, stammt auch zu einem großen Teil von meiner Liebe gerade zu den frischen Zutaten. Daher freue ich mich besonders auf den Frühling und viele neue DIYs.
Die Arbeit mit den herrlich sonnengelben Johanniskrautblüten hat mir letzten Herbst besonders viel Freude bereitet und ich muss sagen, dass mir der krautige Geruch nur positiv aufgefallen ist. Einen starken Eigengeruch des Endprodukts konnte ich definitiv nicht feststellen. Was war denn das verwendetete Basisöl? Vielleicht lag es ja daran?
Allgemein muss ich sagen brauche ich zwar sehr gerne auf, aber wenn meiner Nase Gerüche so gar nicht zusagen, höre ich da meist auf sie und verzichte auf die Anwendung. Ätherische Öle waren natürlich ihren Versuch wert, aber wenn nicht mal sie helfen konnten, stimmt vielleicht auch etwas mit dem Produkt nicht…
Wenn dein Öl aber „noch gut“ ist und du es aufbrauchen willst, kann ich dir als Tipp geben es am Körper gemischt mit einer leichten Bodylotion oder unter der Dusche als Peeling mit feinem Meersalz zu verwenden. Vielleicht ist da ja eine Lösung für dich.
Liebe Grüße und viel Spaß beim weiteren Stöbern hier,
Lena